Dienstag, 11. September 2007

die totale stille.

Morgens, im Hirn. Der erste Gedanke steht auf, streckt sich, denkt einen Gedanken, so einen wie Kaffee und macht sich auf. Überall noch tiefe Dunkelheit, im Traumraum läuft der Abspann, die Musik hallt bis zu den Nebenhöhlen, ansonsten die Ruhe vor dem Sturm. Der Gedanke kennt sich aus, er hat sein festes Ritual, seinen Job, er muss los.
Doch da, wo gestern noch der Schalter für einen Gedankenblitz war, ist heute nur glatte Fläche. Im Dunkeln tastet er sich voran, ist plötzlich aufgeregt. Gleich, da vorn an der Windung, dort müsste er auf den Klo-Gedanken treffen, seine Meinung wäre ihm wichtig an einem so seltsamen Morgen wie heute.
Und tatsächlich, an gewohnter Windung, nur eben im Dunkeln prallen der Gedanke Kaffee und der Gedanke Klo aufeinander, grüßen kurz höflich wie sie seit Jahrzehnten den Umgang miteinander pflegen und halten verdutzt aneinander fest.
Haben sie die anderen gesehen, oder wenigstens in der Ferne vernommen?, fragt Gedanke Klo. Nein, leider nein, alles sehr still, flüstert Gedanke Kaffee und fühlt sich unbehaglich.
Nun sollte man an dieser Stelle kurz einwerfen, dass um diese Zeit, frisch am Morgen, genau an diesem Knotenpunkt im Hirn eine Menge los ist. Alle reden durcheinander, ein paar spät-dran-Gedanken laufen lachend durch die Windungen, der 2-do-Gedanke mahnt jeden ab, der nicht auf die Liste gehört, die spätestens ab 7:30 abrufbereit und upgedated sein muss, der Kaffee-Gedanke hat Schicht bis zehn, dann Freizeit bis Mittags, und dann auf Abruf, und erst wenn der Mensch Lu an Ort und Stelle seiner Bestimmung ist, atmet das Team Hirn auf und gönnt sich ein paar Fettsäuren zum Frühstück.
Normalerweise.
Doch seit dem Wochenende, welches im Hirn unter 'Marathon' lief, und wo eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem ganzen Körper Lu gefragt war und koordiniert werden musste, seit dem läuft das System ein wenig auf Notstrom und die Gedanken drehen sich offensichtlich beim ersten Hahnenschrei noch einmal um.
Die Gedanken Kaffee und Klo scharren ein wenig mit den Fußspitzen im Dreck, wer macht jetzt den ersten Reiz aus, und was dann?
Da, plötzlich und leise in unmittelbarer Nähe Stimmen.
'Der CANON ists, auf jeden Fall. Wer hat gestern noch das Prospekt gesehen? Kollege Entscheidung, hatten sie Einsicht in die Unterlagen?'
'Ja, und ich muss sagen, dass Model von HP ist dem von CANON in keinster Weise unterlegen, kopiert, druckt, faxt, dass alles in einer Geschwindigkeit, die...'
Gedanke Kaffee reisst die Tür auf und brüllt 'Was ist denn hier los? Wollt ihr mir den Menschen völlig durcheinander bringen? ICH bin der erste am Morgen, im Wechsel mit Gedanke Klo, aber die Fraktion Technik und Einkauf kommt frühestens eine Stunde nach Körperaufstehzeit ins Spiel.'
Gedanke Klo, immer noch irritiert von den technischen Details, wirft ein 'genau' ein, bleibt aber im Schatten von Gedanke Kaffee stehen und linst vorsichtig über dessen Schulter.
Die gesamte Abteilung Technik und Einkauf hält inne, und 16 Gedanken lassen verblüfft die Kinnlade fallen.
'Wie, ihr wart noch nicht dran? Soll das heißen, der Mensch schläft noch? Wir arbeiten hier in ein quasi totes Feld hinein, der Mensch noch nicht koffeiniert und mit voller Blase? Wie soll da das Endergebnis stimmen? Wir KÖNNEN so nicht arbeiten!'

Im gleichen Moment, ein paar Zentimeter weiter außen, wälzt sich der Mensch Lu unruhig im Plümmo, denkt aus ihm unverständlichen Gründen an einen HP-Drucker, denkt, wieso denke ich an einen HP-Drucker und wieso würde ich am liebsten jetzt aus dem Plümmo heraus zum nächsten Technikmarkt, noch bevor ich einen Kaffee hatte?

Im gleichen Moment, ein paar Zentimeter weiter innen, rennt ein Gedanke los.
Der Kollege Klo in seinem Windschatten hinterher.

Ausnahmezustand, post-Prüfungs-Demenz, Leere.

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Hehe, herrlich ....
... stell ich mir gerade alles bildlich vor, so wie bei "Es war einmal das Leben"! :-)
Nur eins glaub ich Dir nicht - Dreck gibt es an dem Ort bestimmt nicht, jedenfalls nicht bei Dir!
Lieben Gruß

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Für genau solche Morgende ließ ich mir dereinst ein Autopilotmodul fest verdrahten. Mit einem Nottank Adrenalin und der Alarmbereitschaft schnell verfügbarer Kohlenhydrate. In Ungarn machen sie das recht günstig, ein paar Kilometer ins Land rein, wenn die Zahnkliniken weniger werden. Nach China kommt man ja doch eher seltener, und die Kasse zahlt es so oder so nicht.

Allein: Man hat keine Freude damit. Die Wartungskosten sind immens und das einzige, was beständig funktioniert sind die Testalarme samstags um viertel nach zwölf. Auf ungarisch wohlgemerkt, für eine anständige ÜBersetzung hat es dann nicht gereicht. So finde ich mich bisweilen ahnungslos vom Pissoir stehend, während die kleinen Rausschmeißer in meinem Hirn ein paar renitente Botenstoffe rausschieben, die im gehen noch Sachen wie: "Diákigazolvány!" oder "Igénylőlap az energiatámogatás megállapításához" rufen. Tze ...

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gnihi. :)

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ach, erstmal anluven, mit dem Plümmo vor die DVD-Sammlung und dann abfallen.

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der lu-versteher! setzen, 1 mit *

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