Freitag, 13. Januar 2006

r.i.p.

Auf meiner Jolle ist pünktlich zum vollen Mond die zur Zeit wild um sich greifende Männerseuche ausgebrochen, vom natürlich (!) tödlichen Verlauf mit der im Süden grassierenden Volgelseuche absolut zu vergleichen.
So stand ich heute Nachmittag beim Bio-Metzger meines Vertrauens in eisigem Nordwind am Jan-Wellem-Platz zu Düsseldorf, um ein Huhn zu erwerben.
Mit abgewandtem Gesicht rief ich "Das da, bidde.", fuchtelte mit kältestarrem Finger in Richtung totenstarres "Suppenhuhn" und ohne Gnade wartete der Schlächter, bis ich meinen gesenkten Blick wieder hob, nur um mit dem Prachtstück kurz und gnadenlos vor meinen Augen zu wedeln, "Prachtexemplar" zu jubeln und dann den Kadaver in eine relativ durchsichtige Plastiktüte mit einem Werbeaufdruck von sich zu versenken.

Ein paar Minuten später in der Bahn dann.
Ich und das Huhn sassen muckelig warm plaziert über dem Heizlüfter als mir komisch wurde. Das Gefühl, ein komplettes Tier auf dem Schoss liegen zu haben kam ganz dicht ran, und ging nicht mehr weg. Ich nahm es ein wenig enger an mich ran, legte beide Arme fast schützend über die knisternde Plastiktüte und der Korpus malte sich auf dem hellen Plastik ab. Die Stelle, die sich besonders deutlich abmalte war die, wo gestern noch ein Kopf sass, der gackernd Körner pickte.
Ich fühlte mich Elend, legte die Tüte in meine Tasche, und hatte somit augenscheinlich das Korpus Delikti aus dem Weg ... wäre da mein Gewissen nicht.
Aber was sollte ich tun ? Schicksalsergeben und mit dem Wissen, das in ein paar Stunden M. auf der Couch dem Siechtum zum Opfer fallen wird musste ich mich um Medizin kümmern, und richtig (!!!) zubereitete Hühnersuppe ist Medizin. Und das geht so:
Beim Industriegeflügel kocht man so lange das Antibiotika aus den mickrigen Knöcheln, welches der Flattermann in seiner kurzen, unglücklichen Lebensspanne täglich unter sein Fischmehlfutter bekommen hat, so das sich kein Bakterium im eigenen Körper mehr an seine Sippschaft erinnern kann.
Spass.
Beim Bio-Geflügel kocht man Chi und Zink heraus, und das dauert mindestens drei Stunden. Zum Dank erhält man eine Kraftbrühe, die dem Kranken die Lebensgeister wieder feiern lassen, und das macht man so:

Lu's Rezept für Hühnersuppe gegen die tödliche Männerseuche :

1 Suppenhuhn vom Bio-Schlächter
1-2 Stangen Porree
2-4 Möhren
Suppengrün (wer mag : Sellerie )
1 Zwiebel

Chili
frischer Knoblauch
Salz/Pfeffer
Nudeln oder Reis

frische Petersilie

Den größten Topf des Haushalts mit Wasser füllen, dabei bedenken, dass das Huhn auch noch rein muss, und zum kochen bringen. Dann das ausgenommene Huhn hineingeben und drei Stunden auf kleiner Flamme auskochen.
Vorsichtig entnehmen und zerteilen, dabei pingeligst auf kleine Knochen und Knorpel achten, weil nichts ist mehr unsexy, als beim Suppe essen auf spitze Geflügelknochen zu beissen, oder glibbrigen Knorpel zu schlucken.
Ob die Haut dran bleibt oder nicht ist die gleiche Gewissenfrage wie schlucken oder spucken, je nach Geschmack.
Hat man alles zerkleinert, gibt man es in den Sud zurück und wirft nun das vorab zerkleinerte Gemüse hinterher. Hier gilt eigentlich : erlaubt ist was gefällt. Ich gebe immer noch eine Zucchini mit dazu, lasse dafür aber Sellerie weg.
Chili und frischer Knoblauch sind wichtig, aber auch da muss jeder für sich nach Geschmack abwägen, aber das Minimum von einer entkernten Schote und einer Zehe Knoblauch sollte nicht unterschritten werden. Das tötet Bakterien, bringt den Kreislauf in Schwung und wärmt einmal durch.
Das alles läßt man nun noch eimal um die 15-20 Minuten kochen, gibt Nudeln oder Reis fertig dazu ( nicht mit in der wertvollen Brühe kochen, die Stärke macht die Suppe schlierig ) und dann mit der zerhackten Petersilie bestreuen, und einem zuckrigen Lächeln inkl. einer Packung Taschentücher dem Tod geweihten Manne servieren. Er wird es mit Überleben danken, deswegen bitte mit viel Liebe kochen.

Diese Suppe funktioniert auch bei Frauen, das nur als Randbemerkung.

Und nun, und das aus Respekt vor dem Huhn, welches nun nur noch Suppe ist (ich schwöre mir jedes jahr aufs Neue, das ich DAS nicht mehr tue/schaffe/will, so ein Huhn kaufen und später zerschnibbeln), das letzte Bild.
Ich lass es einfach mal so stehen, kann auch gerne als Anklage gesehen werden, ich stehe da heute in erster Reihe ...



( NIE WIEDER, ICH SCHWÖRS ! )


übrigens, zu heute :

meine nachmittagsverabredung sieht nicht aus wie
eine lesbische sportlehrerin (und tut auch nicht rocken, und das ist auch gut so, ha! ).


übrigens, zu gestern :

herr sixtus hat paparazzo-tendenzen.
ich hatte drei pils.
michel hat meine futurama-boxen.
und da ist noch was im karton.

( und ich hab wieder die großen buchstaben vergessen )

latrinen-talk | © Lu um 19:43h | keine meldung | meldung machen?

repeat.

"Da ging ein Jahr ins Land."

Ich bekomme diesen Satz nicht aus dem Kopf. In Schleife drehen sich die Wörter (Repeater links), er rollt um die Zunge, erklimmt die Windungen, suhlt sich lüstern und grunzend in meinem Innenohr, und haut den Lukas Hammer auf den Amboss.

Gleichzeitig der Kampf gegen mein Outlook, welches seit gestern Abend ein paar mal die Stunde und immer wieder ( Repeater rechts ) den ganzen Schwung Mails abruft, die ich von gestern Mittags bis letzte Nacht bekam.

Wiederholungen, Vollmondmotto, laufende Jahre.
Ich wünsche den Menschen um mich jetzt schon einen schönen Tag mit mir.

edit: Virus ?